# Thronende Maria mit dem Kind (Glatzer Madonna)
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 1624
Beschreibung
Im Jahre 1902 erwarb das Museum durch den Kaiser-Friedrich-Museums-Verein aus dem Gymnasium zu Glatz, einer Stadt im Grenzbereich zwischen Schlesien und Nordböhmen, ein Hauptwerk der Böhmischen Schule. Die nach ihrer Herkunft Glatzer Madonna benannte Altartafel legt Zeugnis ab für die Blüte der Kunst am Hof Karls IV. zu Prag. Sie zeigt die Gottesmutter mit dem Kind auf einem architektonisch reich gestalteten Thron. Ein Engel setzt ihr eine Krone auf. In der Hand hält sie ein Lilienszepter. Ein Reichsapfel liegt in ihrem Schoß, ein Engel reicht ihr, die Knie beugend, einen weiteren dar. Diese Attribute kennzeichnen Maria als »regina coeli«, als Himmelskönigin. Der Christusknabe in ihrem Schoß hält eine Schriftrolle als einen Hinweis auf die »Schrift«, die nun erfüllt sei. Zwei Engel oben halten ein kostbares Ehrentuch, zwei weitere neigen sich aus Fenstern und schwingen Weihrauchfässer. Ein Engel links weist mit großer Gebärde auf die Gestalt des Stifters am Fuß des Thrones hin. In der vielgliedrigen Gestalt des aus kostbaren Materialien bestehenden Throns soll gleichsam ein himmlisches Gebäude anschaulich werden. Marmor und Edelsteine verschiedener Farbe bestimmen den Eindruck. Auffällig ist daneben die aus Brettern gefügte Rückwand, womit vielleicht Zedernholz gemeint ist, das beim Bau des Salomonischen Tempels Verwendung fand. In zwei tempelartigen Gehäusen oben sieht man zwei Löwen. Sie erinnern, wie auch die Bretter aus Zedernholz, an die Beschreibung des Thrones und Tempels Salomos. Der Sinnbezug auf den Salomonischen Thron deutet den Christusknaben als Neuen Salomo und setzt seine Mutter, in deren Schoß er ruht, dem Salomonischen Thron gleich. Maria wird so auch gekennzeichnet als Sitz der göttlichen Weisheit. Vielfältiger Art sind die in die Darstellung verwobenen symbolischen Anspielungen. Ein Stern über dem Thron im Goldgrund erinnert an den Beinamen Marias: »stella maris«, Maria als der Stern des Meeres. Die uns erhaltene Tafel ist unvollständig. Sie war ursprünglich nach italienischen Vorbildern von kleineren Darstellungen rahmenartig eingefaßt. Eine Schrift des 17. Jahrhunderts berichtet über den damaligen Zustand, wonach als kleine Bilder um die Tafel herum angeordnet waren: die Geburt Christi, die Beschneidung Christi, die Flucht nach Ägypten und Jesus im Tempel, also wohl eine Folge von Szenen aus dem Marienleben (Depictae in parvis imaginibus curae Divae Virginis ut …). Der Stifter am Fuß des Throns ist durch seine Amtszeichen, Pallium und Patriarchalkreuz, als Erzbischof ausgewiesen. Seine bischöflichen Insignien bringt er wie ein Opfer auf den Stufen des Throns dar. Anhand seiner Würdezeichen ist der Stifter der Tafel zu identifizieren. Es ist Ernst von Pardubitz, der erste Erzbischof Prags. Er ging in Glatz zur Schule, studierte in Italien und Paris und wurde 1343 zum Bischof ernannt. 1344 erwirkte er von Papst Clemens VI. in Avignon die Erhebung Prags zum Erzbistum. Prag wurde damit vom Erzbistum Mainz unabhängig und selbständig. Um 1350 gründete der Erzbischof in Glatz ein Augustinerchorherrenstift. In die Kirche dieses Klosters stiftete er möglicherweise unsere Altartafel.| Wilhelm H. Köhler
Entstehungsort stilistisch: Böhmen
Material/Technik
Pappelholz
Maße
Bildmaß: 187,8 x 96,4 cm; Rahmenaußenmaß: 202,5 x 110,4 cm
___
- Hergestellt ...
+ wann: 1340-1350
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869166)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
___
Stand der Information: 2021-01-30 03:09:44
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
___
- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869166&resolution=superImageResolution#1045454